Wenn man »ästhetische« Erotikfotos macht statt expliziter Bilder, sieht Jesus sie dennoch und hält einen dann bloß für ein Weichei. Ein Risiko, das Fotograf Roy Stuart und Dian Hanson nicht eingehen mochten: Zwischen 1987 und 2001 verlustierten sich Hanson, damals Herausgeberin der führenden Stelzen- und Nylonzeitschrift »Leg Show«, und Stuart gemeinsam bei über 100 Fetischsessions, die als Fotostorys die Leg-Show-Klientel allmonatlich zum exzessiven Rubbeln und moderaten Hinterfragen tradierter Rollenbilder animierten. In den Geschichten, die Stuart, ein Freund kräftigen Scham- und Achselhaares, der als Schutzheilige Angela Carter, William S. Burroughs und Georges Bataille anruft, inszenierte, geht es um sexuelle Tabus und wie man sie beherzt bricht. Frauen werden überwiegend dominant dargestellt, Männer oft devot, alle aber sind abenteuerlustig und an der Virginie-Despentes-Hochschule für sexuelle Weiterbildung immatrikuliert. Die Garderobe wurde von Dian Hanson, von der auch die Begleittexte stammen, so zusammengestellt, dass sich auch wertkonservative Strumpf-, Schuh-, Höschen-, Nylon- und Gummifetischisten abgeholt fühlen dürfen. (Text dt., engl., frz.)